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Akzeptieren, was man nicht ändern kann – und wie du deinen Kontrollwahn loswirst

Aktualisiert: 23. Jan.


Riesenrad im Sonnenuntergang - kontrolliert die Kontrolle dich?



 

Hast du die Kontrolle – oder hat sie dich?


Die Frage ist nicht, ob du alles im Griff hast. Die Frage ist, ob die Kontrolle dich längst im Griff hat. Und während du weiter an deinem vermeintlichen Einfluss festhältst, glaubst du immer noch, die Kontrolle zu haben?

Das klingt hart. Aber hier liegt das Problem: Je mehr du versuchst, die Kontrolle zu behalten, desto mehr verlierst du sie.  Du verfängst dich in negativen Denkspiralen, klammerst dich an Aufgaben undEreignissen, die längst außerhalb deiner Macht liegen, und merkst nicht, wie du dich selbst sabotierst.

Die Forschung zeigt:

  • Kontrolle reduziert Stress – aber nur, wenn sie realistisch ist.

  • Versuchst du hingegen, das Unkontrollierbare zu beeinflussen, steigt dein Stresslevel dramatisch.


Das Paradoxe: Die einzige Möglichkeit, mehr Kontrolle zu gewinnen, ist, sie loszulassen.

Kontrolle und Stress: Was die Wissenschaft dazu sagt


Stress entsteht oft durch das Gefühl, keine Kontrolle über wichtige Ereignisse zu haben. Aber hier kommt die paradoxe Erkenntnis: Nicht der Kontrollverlust selbst ist das Problem, sondern deine Einstellung dazu.

Wenn du glaubst, du musst alles kontrollieren, entsteht ein innerer Widerstand. Dieser Widerstand ist der wahre Stressor. Menschen, die lernen, Akzeptanz zu praktizieren, berichten hingegen von:

  1. Geringerem Stress: Sie verschwenden keine Energie an Aufgaben oder Situationen, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen.

  2. Mehr Wohlbefinden: Sie setzen ihre Ressourcen dort ein, wo sie wirklich etwas bewirken können.

  3. Effektiverem Stressmanagement: Statt endloser Gedankenspiralen entwickeln sie konkrete Methoden, um produktiv zu bleiben.

Das bedeutet nicht, dass dir plötzlich alles egal sein muss. Es bedeutet, dass du aufhörst, gegen Windmühlen zu kämpfen. Man spricht auch gerne von Resilienz.


Was wir alles nicht kontrollieren können (und trotzdem versuchen)


Du versuchst jeden Tag, Dinge zu beeinflussen, die schlichtweg außerhalb deiner Macht liegen. Beispiele? Hier:

  1. Das Verhalten anderer Menschen:

    Beispiel: Dein Mitarbeiter ignoriert immer wieder Deadlines, obwohl du alles klar kommuniziert hast.

  2. Meinungen:

    Beispiel: Du präsentierst deine Idee, und trotzdem denkt jemand: „Das ist nichts Besonderes.“


  3. Äußere Umstände:

    Beispiel: Du steckst im Stau, die Technik fällt aus, oder der Regen ruiniert deinen Outdoor-Plan.


Die ehrliche Frage: Wie oft hat sich etwas geändert, weil du dich darüber aufgeregt hast? Genau. Nie.


Warum Loslassen nicht Gleichgültigkeit bedeutet


Vielleicht denkst du jetzt: „Also soll ich einfach aufhören, mich zu kümmern?“ Nein. Loslassen heißt nicht, dass dir alles egal ist, heißt nicht Ignoranz oder nach mir die SIntflut. Es heißt, deine Einstellung zu hinterfragen und deine Energie gezielt einzusetzen – da, wo du wirklich etwas bewirken kannst.


Beispiele für Loslassen mit Klarheit:

  • Im Stau? Nutze die Zeit, um bewusste Atemübungen zu machen oder dir einen inspirierenden Podcast anzuhören.

  • Bei Kritik? Stelle gezielte Fragen, um hilfreiche Informationen zu sammeln, statt dich aufzureiben.

  • Wenn Pläne scheitern? Nutze die Gelegenheit, neue Ansätze zu entwickeln, statt in Frustration zu verharren. Post Its sind aus einer Fehlentwicklung entstanden.

  • Bei Streit? Reflektiere, ob es dir wirklich wichtig ist, Recht zu haben, oder ob du lieber den Frieden bewahrst. Oder wie Marshall Rosenberg sagt: Willst du Recht haben oder glücklich sein.


Lass die Kontrolle los – und verkacke mal bewusst!


Wann hast du das letzte Mal etwas so richtig gegen die Wand gefahren – und es bewusst zugelassen? Klingt erst mal verrückt, oder? Aber genau hier liegt der Schlüssel: Wenn du aufhörst, zwanghaft zu versuchen, alles perfekt zu machen, öffnest du dir den Raum für echte Klarheit und kreative Lösungen.

Ein paar Beispiele aus der Realität:

  • Das Penicillin-Debakel: Alexander Fleming ließ versehentlich eine Bakterienkultur offen stehen. Statt sich darüber zu ärgern, bemerkte er den positiven Nebeneffekt: Das Schimmelpilz-Experiment führte zur Entdeckung des ersten Antibiotikums.

  • Netflix' Geburtsstunde: Netflix entstand aus einem „Versagen“. Der Gründer, Reed Hastings, ärgerte sich über eine horrende Gebühr für eine verspätete Rückgabe in einer Videothek. Diese Frustration brachte ihn auf die Idee für das weltweit größte Streaming-Unternehmen.

  • Coca-Cola und die Medizin: Coca-Cola war ursprünglich ein Heilmittel gegen Kopfschmerzen. Es „scheiterte“ als Medikament, wurde aber zur beliebtesten Limonade der Welt.

Die Lektion: Manchmal führt das bewusste Zulassen von Fehlern zu Durchbrüchen, die du dir nie erträumt hättest. Loslassen bedeutet, Raum für Neues zu schaffen – und dabei Großes zu entdecken.


Übung: Akzeptieren, was man nicht ändern kann


Diese Übung hilft dir, Klarheit zu gewinnen, Stressoren zu reduzieren und deine Einstellung nachhaltig zu verändern (Resilienz aufzubauen):

1. Zwei-Spalten-Liste erstellen

Nimm ein Blatt Papier und teile es in zwei Spalten:


  • Linke Spalte: Dinge, die ich kontrollieren kann.

    Beispiele: Deine Reaktionen, deine Zeitplanung, wie du mit Stress umgehst.


  • Rechte Spalte: Dinge, die ich nicht kontrollieren kann.

    Beispiele: Das Verhalten anderer, äußere Umstände, Meinungen.


2. Reflexionsfragen

  • Was hast du bisher versucht, um die Dinge in der rechten Spalte zu kontrollieren?

  • Wie erfolgreich waren deine Kontrollversuche?

  • Wie fühlst du dich, wenn du dich an solchen Aufgaben und Situationen festklammerst?

3. Strategien entwickeln

Entwickle für beide Spalten konkrete Methoden:

  • Linke Spalte (Kontrollierbare Dinge):

    • Welche Strategien waren hilfreich?

    • Welche Aufgaben haben dir geholfen, Stress zu reduzieren?

    • Welche Methoden möchtest du verstärken?

  • Rechte Spalte (Unkontrollierbare Dinge):

    • Welche Strategien kannst du anwenden, um loszulassen?

    • Beispiele:

      - Stoppschild-Methode: Sobald du merkst, dass deine Gedanken sich im Kreis drehen, stelle dir ein Stoppschild vor und sage: „Das liegt außerhalb meiner Kontrolle.“

      - Mantra: Wiederhole dir: „Ich fokussiere mich auf das, was ich beeinflussen kann.“

      - Herzkohärenzübung: Diese wissenschaftlich fundierte Atemtechnik hilft dir, Stress zu reduzieren und deine innere Balance wiederherzustellen. Hier geht’s zur Anleitung.


4. Rückblick und Zukunftsplanung

  • Welche Gegebenheiten konntest du in der Vergangenheit erfolgreich loslassen?

  • Wie hat sich das auf dein Wohlbefinden ausgewirkt?

  • Was wirst du in Zukunft konkret tun, um Aufgaben gezielt anzugehen und dich von unkontrollierbaren Situationen nicht mehr vereinnahmen zu lassen?

Zwanghaftes Denken: Wenn Kontrolle zur Falle wird


Zwanghaftes Denken ist eine typische Folge von Kontrollwahn. Dein Kopf dreht sich im Kreis um Fragen wie:

  • „Habe ich einen Fehler gemacht?“

  • „Was denken die anderen über mich?“

  • „Was, wenn etwas schiefgeht?“

Diese Spirale ist nicht nur belastend, sondern völlig sinnlos. Stattdessen solltest du gezielt überlegen, welche Gedanken hilfreich sind – und welche du loslassen kannst.

Praktische Beispiele für Akzeptanz im Alltag

  1. Regen bei einer Outdoor-Veranstaltung: Sieh es als Gelegenheit, kreativ zu werden und Alternativen zu schaffen.

  2. Ein überfüllter Zug: Nutze die Zeit, um eine Liste deiner nächsten Prioritäten zu erstellen.

  3. Ein Missverständnis im Gespräch: Atme tief durch, lasse dir die Perspektive des anderen nochmal erklären und erkläre deine Perspektive ruhig und klar.

  4. Unerwartete Verzögerungen: Betrachte es als Chance, langsamer zu werden und deine Gedanken neu zu ordnen.


Schlussgedanke: Akzeptieren, was man nicht ändern kann


Akzeptanz ist keine Kapitulation. Sie ist die bewusste Entscheidung, deinen Fokus zu verändern und deine Energie auf das zu lenken, was du wirklich beeinflussen kannst.

Die Kontrolle, die du suchst, liegt nicht im Festhalten – sie liegt im Loslassen.

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